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Kunstspirative Itten / Thetis

Aus der Mythologie: Von Helden, kleinen Jungs und Müttern

 

Thetis, eine Meeresnymphe, war die Mutter des Helden Achilles.

Ihr war von den Göttern prophezeit worden, dass ihr neu geborener Sohn Achilles einst ein großer, weltberühmter Held werden würde, dafür aber jung in einem Krieg sterben wird.

Thetis umgab ihren kleinen Sohn Achilles mit liebender Fürsorge und wollte mit allen Mitteln verhindern, dass die Weissagung über seinen frühen gewaltsamen Tod Wahrheit werde.

Sie tauchte den Knaben in den Fluss Styx, um ihn unverletzbar zu machen,

eine Stelle an der Ferse, dort wo sie das Kind fest hielt, blieb aber unbenetzt vom Wasser und daher verletzlich, es war die so genannte "Achillesferse".

Andere Überlieferungen berichten, dass sie das Kind in einen Kessel kochenden Wassers tauchte, um ihn nach Götter-Art unverletzlich zu machen.

Auch hier war die Ferse das Körperteil, an dem sie das Kind hielt.

Oder in anderen Überlieferungen heißt es, sie habe ihr Kind tagsüber mit göttlichem Ambrosia-Nektar eingerieben und nachts habe sie es ins Feuer eingetaucht, damit dieses die sterblichen Anteile verzehre.

Die verzweifelte Mutter Thetis wusste, dass ihm diese Stelle an der Ferse im Krieg zum Verhängnis werden würde und so versuchte sie mit allen Mitteln zu verhindern, dass sie ihr Kind zum Kampf hergeben musste.

Sie versteckte ihn.

Thetis bat den König Lykomedes, dass ihr als Mädchen verkleideter Sohn Achilles heimlich mit den fünf Königstöchtern aufwachsen dürfe, damit man ihn nicht finden und zum Krieger machen könne. Der spätere Held aller Helden, Achilles, wuchs darum in Mädchenkleidern auf,

 

Schließlich aber wurde er durch einen Trick von den Feldherren, die in den Trojanischen Krieg ziehen wollten, zwischen den Mädchen entdeckt und musste mit in den Krieg gen Troja ziehen, wo er nach einigen furchtbaren von ihm selbst verübten Greueltaten starb.

Der Mythos vom Kriegshelden Achilles hat sich erhalten, sein Name beschreibt den Prototypen des Helden schlechthin.

Er ist eine exemplarische Figur, dabei ist es unwichtig, ob er eine literarische Erfindung ist oder existierte.

Von Geburt an dazu bestimmt und sein Leben - ablaufend wie ein Programm ohne Alternativen - endet in Kriegen, verläuft gewaltsam...

 

Mütter von Soldaten unternahmen in den Jahrhunderten bis heute viel, auch manche Väter taten dies, um ihre Kinder dem teuflischen kriegerischen Werk zu entziehen - und sind doch fast immer machtlos.

Die Weissagung für den Knaben Achilles gilt potentiell exemplarisch für alle Jungen. 

 

Die "Prophezeiung" vom Tod des Achilles durch Heldentum und Krieg steht für die Selbstverständlichkeit, mit der Menschen es als gewöhnlich und unabwendbar hinnehmen sollen, dass Kinder und Jugendliche, vor allem Jungen, manchmal, in einigen Regionen der Welt auch Mädchen, zu Kriegszwecken der Mächtigen benutzt, an Körper und Seele verletzt und massenweise getötet werden.

Auch Odysseus, ein weiterer "Held" des Epos, wird zuweilen als der erste Kriegsdienstverweigerer der Weltgeschichte bezeichnet.

Er will nicht mit in den trojanischen Krieg ziehen, sondern bei seiner Frau und seinem kleinen Sohn bleiben.

Dafür stellt er sich geisteskrank, als die Feldherren kommen, ihn zum Kriegszug nach Troja zu holen.

Er geht an den Strand, nimmt einen Pflug, streut Salz in die Furchen und redet absichtlich wirres Zeug.

Man wollte nicht glauben, was man sah und schließlich legten sie seinen kleinen Sohn vor den Pflug und so stoppte er, um ihn nicht zu überfahren.

Man befand also, er sei nicht verrückt, sondern kriegstauglich genug...

So wurde auch er ein "Held" aus dem ältesten Kriegsdrama, oder besser:

Antikriegsdrama der Weltgeschichte.

Die "Helden" aber sind Kinder, Jungs, Väter, Brüder, Ehemänner.

 

Soldatenmütter (und - Väter) erleben überall auf der Welt und zu allen Zeiten die immer gleiche Tragik, dass das Kind, dass sie mit großer Fürsorge betreut haben und lieben, zum Hinschlachten in einen Krieg geben müssen.

Seit den Zeiten, in denen die trojanische Sage entstand, zum Ende der Bronzezeit, hat sich in dieser Hinsicht - wenn man genau hinschaut - nur wenig geändert. 

 

Thetis steht exemplarisch für Mütter, aber auch generell für Eltern aus Jahrtausenden der Vergangenheit bis heute, überall auf der Welt, denen man ihre Kinder, meist Söhne, seltener auch Töchter, in den Tod und das Leiden entführt.

Durch Befehl oder oftmals auch durch "Gehirnwäsche" gelockt (damit sie sich "freiwillig" für ein angeblich "gutes Ziel" opfern),

 

Kinder und Jugendliche, die man seit Menschengedenken anstiftet zum Morden, nur, weil die Diplomatie der "Großen" und Mächtigen immer wieder kläglich versagt. 

Die Zartheit der Jungen, ihre Verletzlichkeit, ihre Verspieltheit und später - als Erwachsene - ihre Fähigkeiten zu Menschlichkeit, Empathie und Hilfsbereitschaft zu erhalten und zu fördern und eben diese Eigenschaften in den Fokus zu rücken als Eigenschaften wahrer Helden - könnte Kunst da helfen, an den Stellschrauben unseres Denkens ein wenig zu drehen ?